Seltsame Wege…

Tython, Jahre nach der Plünderung von Coruscant und dem Rückzug der Jedi dorthin

Aussichten…

Wartungsdeck, Bucht #X28, Korvette „Vrook Lamar“

Der Personal-Eintrag zur Versetzung eines zusätzlichen Technikers zur Wartungcrew der „Vrook Lamar“ enthält nur wenig an Informationen:

Name: Ned Aenarros
Rasse: Mensch
Herkunft: Berchest (Innerer Rand)
Alter: 36
Stellung: Techniker Wartungsteam Korvette „Vrook Lamar“
Fähigkeiten: Spezialist für innere Systeme, Schilde, Antrieb
Letzter Einsatz: Wartungsteam Frachter „Dorrel“ ~ Arbeiten abgeschlossen,
Startfreigabe erfolgt

# Beginn der Aufzeichnungen T-86

* Arbeiten am Frachter termingerecht abgeschlossen
* neue Zuweisung erhalten: Wartungsteam corell. Korvette Erkundungskorps 12 – „VOSS“
* Zuständiger Chefingenieur: Târpes
* MOZ: 09:00, Wartungsdeck, Bucht #X28
* Übermittlung der aktuellen Instandsetzungslog abgeschlossen:
– Leistungseinbruch der Deflektorschilde weiterhin unter Last
– Hyperraumantrieb weist noch Unregelmäßigkeiten auf
* Festgesetzter Termin Abschluss Wartungs- und Reparaturarbeiten: T-70

# Schliesse heutige Eintragungen im Logbuch

Aeden kratzte sich nachdenklich über den Dreitagebart, während er die Eintragung auf seinem Datapad überflog, gedankenverloren die nun leere Bucht des Frachters hinter sich lassend, und zur Bucht der Korvette schlenderte.

‚Ich hätte nie gedacht, dass ich dem Schätzchen mal hintersehen muss, wenn es abfliegt…ohne mich… hätte auch nicht gedacht, es jemals in fast einem Stück wieder zu sehen.‘

Er schob sein persönliches in die Tasche am Gürtel und zog das andere Datapad hervor, um sich dem Instandsetzungslog zuzuwenden.

‚Târpes! Schon wieder!‘

Er hatte sich gefreut, dass der Kerl vorzeitig vom Frachter abberufen worden war. Und nun das! Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er vermutet, dass der Chefingenieur ihn absichtlich wieder in sein Team berufen hatte. Aber ihre Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit seit dem ersten Zusammentreffen und so war dieser Fall ausgeschlossen.
Zumindest klang es so, als gäbe es wirklich noch etwas Interessantes zu tun an der Korvette. Das half, sich abzulenken, nicht ständig darüber nachzudenken, was er eigentlich noch immer hier machte…

‚Zumindest so lange, bis man dann vor so einem Schiff steht…‘

Er blieb einen Moment stehen und ließ den Blick über die Struktur des Schiffes vor sich gleiten. Auch wenn er die letzte Begegnung mit einem von ihnen in wenig guter Erinnerung hatte, freute er sich bereits darauf, dieses hier in Ruhe auf Herz und Nieren begutachten zu können. Und mehr als das…
Er zog anerkennend die Augenbrauen hoch bei der Diplomatenkennung. Das könnte einen Bonus wert sein. Es gäbe bestimmt einige, die für ein derartiges Schiff gut zahlen würden, ein paar kleine, aber entscheidende Änderungen vorausgesetzt…

„Aenarros – warten auf extra Ladung – bewegen deine dürren Extremitäten hier – zur Stelle“

Das Geplärre aus dem Translator des Chefingenieurs war wie gewohnt verzerrt und ohne Betonungen, ob es eine Frage oder ein Befehl sein sollte.
Zu gerne hätte Aeden nur für einen kurzen Moment Zugang zu dem Teil gehabt, um es ein bisschen zu ‚verbessern’…
Stattdessen verbiss er sich einen Kommentar und verdrehte nur die Augen im Versuch, ruhig zu bleiben. Târpes konnte ihm mächtig Ärger machen, wenn er wollte – und leider würde es ihm sogar richtig Freude bereiten, es auch zu tun.
Und er hatte wirklich gute Ohren… nebst seinem Translator…

‚Wer ist nur auf die Idee gekommen, das Ding mit Übersetzungen von Beleidigungen zu füttern…‘

Für einen Augenblick überlegte Aeden, den gemütlichen Rundgang ums Schiff erst noch zu beenden. Aber der Blick des ungehalten gestikulierenden Debraiianers, dessen einer Kopf anklagend in seine Richtung stierte, während der andere sich weiter ununterbrochen im Gespräch mit einer kleinen Gruppe anderer Leute befand, verhieß nichts Gutes.

Innerlich seufzend zwang sich Aeden eine unverbindliche Miene auf und wanderte – keinen Schritt schneller als zuvor – hinüber.
Wahrscheinlich stand eine der berüchtigten Einweisungen bevor, die alle Teilnehmer des Wartungsteams regelmäßig im Anschluss zum Rätseln brachten, was der Chefingenieur ihnen eigentlich hatte sagen wollen.
Beim Übersetzen aus der komplizierten Sprache des Debraiianers versagte der Translator leider ziemlich…

# Fortsetzung der Aufzeichnungen T-86 (spätabends)

* ‚Einweisung‘ à la Târpes erhalten ~ persönlicher Kommentar: ‚…‘
* habe mich erdreistet, zusätzliche Tests zur Eingrenzung des Problems bei den Schilden vorzuschlagen ~ persönlicher Kommentar: ‚Ich Idiot‘

# Schliesse heutige Eintragungen im Logbuch

‚Heute hat er sich übertroffen, mir schwirrt noch immer der Kopf und ich habe nicht den blassesten Schimmer, von was er eigentlich geschwafelt hat…

Aeden hockte vor der Konsole, massierte sich müde die Schläfen und gähnte herzhaft, während er die durchlaufenden Messergebnisse hin und wieder mit einem Blick bedachte und ansonsten ein altes Wartungslog nach dem anderen aufrief.
Nein, Târpes hatte nichts vergessen… Leider war der Kerl kein schlechter Ingenieur.

‚Könnte mich ohrfeigen, wieviel von diesen Logs hat das Ding denn… wie alt…

Er warf einen Blick auf das Datum der Eintragung, rief die Liste im Archiv ab und stöhnte vernehmlich.

‚Stell‘ Dich nicht so an, sind doch nur noch… ach vergiss es… Ohne Schilde ist die Lady nur halb so viel wert. Halt Dir das vor Augen…

Es half nichts. Seine Aufmerksamkeit war dahin.
Er wandte den Blick vom Display ab und streckte sich. Außerhalb und auch innerhalb des Schiffes war es ruhiger geworden.
Nur an wenigen Schiffen wurde rund um die Uhr gearbeitet. Für Notfälle gab es ein Team, das vermutlich gerade irgendwo im Aufenthaltsraum abhing und versuchte, die Zeit totzuschlagen. Hin und wieder hatte er sich auch, ohne selbst Dienst zu haben, zu ihnen gesellt. Aber heute war ihm nicht danach.

Hatte Târpes nicht was davon gesagt, dass die Crew des Schiffes teilweise bereits an Bord wäre? Welche vom Jedi-Orden… und irgendwelche Soldaten.

Wunderbar, was will man mehr… Da fühlt man sich doch gleich ganz… anders…

Für Dinge, die man nicht hören wollte, hatte der Kerl wirklich einen siebten Sinn.

Eine Sache allerdings hatte Aedens Interesse erweckt. ‚Erkundungskorps 12 VOSS‘. Voss klang viel besser in seinen Ohren.
Er sicherte den Stand seiner Überprüfung, stellte fest, dass der Testlauf noch ein Weilchen brauchen würde, und machte sich daran, seinem Datapad Informationen zu Voss zu entlocken…

# Fortsetzung der Aufzeichnungen T-85 (abends)

* Ursache für die Energieschwankungen beim Stromgenerator gefunden: ein Haufen umgeleiteter Systeme und eine defekte Energiekupplung an unerwarteter Stelle
~ persönlicher Kommentar: ‚Wer auch immer das gemacht hat, hat ganze Arbeit geleistet, um die Schilde im Notfall aufrecht zu halten und zu verstärken. Leider hat wohl keiner dran gedacht, es entsprechend zu warten oder auch irgendwann wieder zurückzunehmen. Würde mich interessieren, ob derjenige es vielleicht am Ende doch nicht überlebt hat?
Wenn man weiß, wonach man sucht, kann man es in den Wartungslogs erkennen, aber solange die Leistung in den Standardtests stimmt, sucht man natürlich nicht. Schätze, die Lady hier hat schon länger keinen Komplettcheck mehr gehabt.
Wird ein schönes Stückchen Arbeit, alles wieder zu ordnen. Vor allem, wenn man sich über jeden Handschlag mit Târpes auseinandersetzen darf.‘
* habe dem ‚Meister‘ die freudige Botschaft überbracht, dass die Kupplung komplett ausgetauscht werden muss oder er kann sich von ein paar anderen Systemen verabschieden, wenn noch eine Energiespitze durchjagt
~ persönlicher Kommentar: ‚Endlich hat mal etwas beiden Köpfen die Sprache verschlagen… Mal sehen, ob er wieder so komische Töne von sich gibt, wenn er hört, dass das Lager momentan wirklich kein entsprechendes Ersatzteil enthält…‘

# Schliesse heutige Eintragungen im Logbuch

‚Mein typisches Glück, momentan könnte man hier wohl ein Vermögen mit dem Handel mit Schiffsteilen machen… und das auch noch legal… ok,… fast legal…‘

Aeden hockte auf einem der Container im Frachtraum der Korvette, den Rücken gegen die Bordwand gelehnt, ein Datapad auf den Knien balancierend. Für den Augenblick war er den Chefingenieur losgeworden.
Der beiläufig eingestreute Kommentar, dass diese Art von Energiekupplung wohl nicht mehr im Lagerbestand verzeichnet wäre, gewürzt mit der richtigen Mischung an „Was soll ich jetzt tun, Chef?“ hatte ihm zwar zwei schier erdolchende Blicke eingebracht, aber auch den sehr willkommenen Umstand eines fluchend davoneilenden Târpes, dessen Translator sich mühte, mit dem Übersetzen hinterherzukommen, und eines zurückgelassenen Datapads des Chefingenieurs.

‚Tsts. Zwei Köpfe und vergisst in Aufregung doch alles. Wie war das mit der Quantität und der Qualität… Dann wollen wir mal sehen, ob da was Interessantes dabei ist.‘

Aeden wusste, dass die Zeit nicht reichen würde, um tief ins System zu gelangen, wollte er Spuren vermeiden. Aber ein bisschen an der Oberfläche kratzen, das würde drin sein, während die Lagerverwaltung aus dem Tiefschlaf aufgeschreckt wurde. Und wer konnte schon sagen, wann ein bisschen mehr an Informationen – richtig platziert – von Wert sein konnten.
Er sah sich kurz beiläufig um, aber die meisten Mitglieder des Wartungsteams waren schon im Feierabend. Blieb die Crew an Bord, die aber hoffentlich ein Datapad nicht von einem anderen zu unterscheiden vermochte, sahen ja schließlich fast alle ähnlich aus.

„Schau nicht so, Saphran! Pass lieber auf. Du vermisst die Dorrel doch auch. Vielleicht ist etwas dabei, dass uns von dieser Schmutzkugel wegbringt.“

Nicht, dass sich bisher allzuoft eine entsprechende Gelegenheit geboten hatte. Doch nun, da er wusste, dass die Dorrel nicht auf Coruscant zerstört worden war, konnte er nicht einfach weitermachen wie bisher.

Die pechschwarze Katze, die sich aus dem Spalt zwischen Wand und dem Container heraustraute und mit einem eleganten Satz neben Aeden landete, warf ihm bei seinen leisen Worten einen vorwurfsvollen Blick aus ihren goldgelben Augen zu.
Eigentlich hatte sie hier nichts zu suchen, und Târpes würde toben, wenn auch nur ein Haar auf ihre Anwesenheit hindeutete, aber entsprechende Vertreibungsmaßnahmen seinerseits waren bisher ohne nachhaltigen Erfolg geblieben – sehr zur Belustigung der anderen Mitarbeiter, die wahrscheinlich alle wussten, wann sie sich hier herumtrieb. Und Aeden stand nicht der Sinn danach, sich wirklich darum zu bemühen, sie in seiner Unterkunft einzusperren.

Er kontrollierte die letzten Aktivitäten des Chefingenieurs. Wohl oder übel hatte der sich auch mit seiner Rekonstruktion der Leitungsbahnen zum Stromgenerator beschäftigen müssen. Die holografische Darstellung der Veränderungen war die, die Aeden ihm gefertigt hatte, nachdem er den letzten Tag damit zugebracht hatte, die Energieleitungen durchs Schiff zu verfolgen, die nach den Testergebnissen am Vielversprechendsten waren.
Hm, er hatte sie noch nicht weitergegeben. Wahrscheinlich wollte Târpes wie immer abwarten, bis der Plan zur Beseitigung des Problems feststand. Die Nachricht war bereits fast fertig.
Aeden las den Empfänger nochmal. Nayru-Odai. Das war doch der eingetragene Navigator der Korvette. Interessant, offenbar war er derjenige, der entschied, was gemacht wurde.
Bisher war Aeden zu beschäftigt damit gewesen, in stickigen und engen Wartungsschächten – und gängchen herumzuhantieren, um der Crew große Aufmerksamkeit zu schenken. Er hatte vereinzelte Crewmitglieder im und im Bereich um das Schiff herum gesehen, mit anderen Aufgaben betraut. Wenn auch der eine oder andere durchaus ein wachsames Auge auf die Wartungsarbeiten zu haben schien.

Aeden war froh über seine nicht allzu eindrucksvolle Erscheinung, die ihm schon oft geholfen hatte, unterzutauchen. Ein mittelgroßer, eher drahtig denn kräftig gebauten Techniker im Overall mit einem Allerweltgesicht, wie es mal jemand beschrieben hatte, fiel an diesem Ort hier nicht auf, sofern er sich verhielt, als gehörte er hierhin.
Dennoch hatte er fast instinktiv einen Bogen um die machen wollen, die für ihn einen recht militärischen Eindruck machten. Nur um sich dann zu besinnen und zu beherrschen, eben jenes nicht zu tun.

Einer von denen, die er selbst nicht wirklich einzuschätzen vermochte, hatte sich am Tage von Aedens Zuweisung zur Korvette kurze Zeit in der Nähe des Wartungsteams aufgehalten, aber Târpes‘ ‚Einweisung‘ war wohl Abschreckung genug gewesen für jegliche eventuelle Frage.

‚Kluges Kerlchen. Störe nie den Chef bei seinen Dialogen.‘

Aeden grinste und las den Text der Nachricht noch einmal.

‚Typisch Târpes, nicht nach Vorschrift, also ausmerzen… Wenn man aber nun…‘

Aeden vergrößerte das Modell und ging der Idee nach, die in ihm bei nochmaliger Betrachtung aufkeimte.

‚Nehmen wir an, ich steuere das Schiff alleine, dann kann ich auf diese Systeme gut und gerne verzichten, warum also nicht gleich statt später, wenn es eng wird … hm, scheint’s basteln Jedis auch gerne an Schiffen herum…… hier könnte es ein Problem geben, wenn man da…‘

Nur ein wenig anpassen und die Nachricht mit einer gewissen Zeitverzögerung auf Absenden setzen. Die Anlage, die er verschickt hatte, angleichen, die Spuren der Änderung beseitigen, Târpes nach seiner Rückkehr ablenken, bis er nicht mehr wusste, wo ihm die Köpfe standen – und dann mal sehen, was dieser Nayru-Odai dem Chefingenieur zu der vorgeschlagenen Modifikation sagen würde.
Etwas Zeit – und kreative Leute – vorausgesetzt, würde die Dame hier mit ein bisschen mehr Schliff aus dem Ganzen herauskommen – fehlende Ersatzteile vorausgesetzt. Aber auch dafür würde sich eine Lösung finden lassen.

Zum ersten Mal, seit er auf diesem verfluchten Planeten festhing und ihm zu guter Letzt noch sein eigener Frachter – in den Händen eines anderen – zum Reparieren vorgesetzt worden war, hatte er das Gefühl, es könne wieder aufwärts gehen.

Saphran hieb gelangweilt mit der Pfote durch das Hologramm, welches kurz flackerte.
Mit einem leisen „Lass das!“ zog Aeden ein unansehliches Knäuel aus der Tasche seiner Overalls und warf es mit einer aus jahrelanger Erfahrung stammenden Übung in die Ecke des Frachtsraumes, wo die wenigsten Hindernisse sein sollten, ohne von seiner Arbeit aufzusehen.
Geduckt sprang die Katze hinterher.

„Keine Sorge, ich schau schon nicht hin, wenn du deine Würde aufgibst…“

Mit einem Laut zwischen Knurren und Fauchen fegte die Katze das Knäuel in die Ecke und stürzte sich darauf. Beide verschwanden kurz darauf unter einem Rollwagen…

Rückblick: Coruscant (vor der Plünderung durch die Sith)

# Logbuch Frachter Dorrel

* Ziel der beiden Passagiere erreicht: Coruscant
~ persönlicher Kommentar: ‚So schnell nehme ich keine Fracht mehr mit, die auch nur einen Ton von sich geben kann‘

# Schliesse heutige Eintragungen im Logbuch

‚Endlich! Coruscant! Langsam habe ich die Hoffnung aufgegeben, es noch ohne Hörschaden zu erreichen. Ich sperr‘ den noch auf die letzten paar Augenblicke ins schallgedämmte Versteck, wenn er nicht endlich die Klappe hält… ‚

Leider würde sich dann seine Aussicht auf Bezahlung der zweiten Hälte der vereinbarten Entgelts in Luft auflösen. Und wenn er sich etwas nicht leisten konnte, dann auf Coruscant negativ aufzufallen.
Weshalb diese ‚Fracht‘ denn auch so legal war wie nur was. Zwei harmlose Passagiere, Vater und Tochter, die er auf einem der Planeten im Inneren Rand aufgelesen hatte. Er hatte nur halb zugehört, weshalb sie nach Galactic City wollten. Nichts an der Reise und an den Passagieren deutete auf etwas jenseits der Vorschriften hin. Langweilig war wohl noch die vorteilhafteste Umschreibung der beiden und er hatte sich gewundert, warum andere Piloten den Job offenbar abgelehnt hatten…

‚Jetzt weißt du es! Hättest ein wenig mehr Zeit aufwenden sollen, um dich umzuhören. Ob die Tochter was dagegen hat, wenn sie ohne Vater ankommt? Nur ein kleiner Umweg…‘

Entnervt tauschte sich Aeden mit der Anflugkontrollstation im Orbit aus, verpasste um ein Haar dennoch fast den richtigen Anflugswinkel und die Einflugsschneise durch das dichte Verkehrsnetz.
Eine hastige Korrektur und Flüche beiderseitig der Com-Übertragung später herrschte zumindest im Frachter etwas Ruhe.

‚Yeah, es gibt Gründe, warum die Sitze Gurte haben…‘

Er vermied es, einen Blick nach hinten zu werfen. Eigene Fahrlässigkeit war keiner der zulässigen Gründe, die vollständige Bezahlung zu verweigern, wie die Transport-Vereinbarung im Kleingedruckten klarstellte.

Sanft setzte er den Frachter viel zu viele Augenblick für seinen Geschmack später auf dem zugewiesenen Bereich der öffentlichen Landeplattform ab, weniger um die Passagiere denn die Landestützen zu schonen.
Entgegen seiner sonstigen Art beeilte er sich geradezu, beim Gepäck entladen behilflich zu sein.
Das Mädchen warf ihm einen wissenden Blick zu. Ganz nett, aber nicht nett genug, um dafür eine derartige Belastung auch nur in Erwägung zu ziehen.

‚Ich könnte eine Wette abschließen, wie lange der Alte noch weiß, wo sich seine Tochter aufhält, jetzt wo sie hier sind…‘

Nein, nicht einmal das. Kaum dass der Alte zeternd den vereinbarten Preis gezahlt hatte – Aeden war tatsächlich versucht gewesen, mehr oder minder unfreundlich mit der Coruscant Sicherheit zu drohen – winkte er dem Mädel kurz zu und verschloss kopfschüttelnd die Luke, um sich anschließend kurz gegen die Bordwand zu lehnen und die Stille zu genießen.

Bis Saphran ihn mit kläglichem Maunzen daran erinnerte, dass sie wie immer einen Moment auf der offenen Luke hatte sitzen wollen, um hoheitlich das Treiben um sich herum zu überwachen, und von der sich schließenden Luke überrascht worden war.

„Geduld, Saphran. Bald sind wir bei Red, da kannste raus. Solange du ihm nicht wieder die Polster zerlegst.“

Die pechschwarze Katze folgte ihm steifbeinig auf dem Weg ins Cockpit und verschwand beleidigt in ihrer gepolsterten Körbchenhöhle. Hin und wieder funkelten die goldgelben Augen aus dem Dunkel zu ihm empor.

Aeden beeilte sich den Platz am Raumhafen wieder frei zu machen, es herrschte geschäftiges Treiben um sie herum. Seine ehemaligen Passagiere waren zu seiner Erleichterung schon in der Menge verschwunden.

Einen nicht allzu langen Flug und ein paar Com-Nachrichten später landete die Dorrel auf einer kleinen unscheinbaren Landeplattform in einem der heruntergekommenen Sektoren jenseits der großen Verkehrswege.
Reds Kontakt würde die Abweichung von der vorgegebenen Route und die ganze lästige Überwachung überhaupt bereits aus den Registern entfernt haben wie schon zuvor.

Ohne konstante Ablenkung war Aeden sich jedes Stotterns des Antriebs bewusst. Die Zeit war schon überreif für eine längere Überholung, so sehr er sie auch aufgeschoben hatte. Einen Teil würde er selbst machen können, entsprechendes Material vorausgesetzt, für den anderen Teil würde er Reds Unterstützung benötigen.

‚Eigentlich brauchst du für alles Reds Hilfe… nun also zum unerfreulichen Teil unseres Aufenthalts…‘

Saphran auf dem Arm, damit die neugierige Katze nicht ins Getriebe der Anlage geriet, die die Landeplattform in die Tiefe absenkte, sah Aeden zu, wie sich über ihnen das Dach des versteckten Hangars schloss.
Für einen kurzen Augenblick hüllte die Dunkelheit sie ein, dann sprang ein Licht über einer schmalen Tür an.

Er trat durch die Tür hinaus in einen kleinen Garten, wo jemand ein Stückchen Rasen und ein paar Blumenbeete in dem von künstlichem Licht erhellten Gewächshaus angelegt hatte. Die sich windende Katze zu Boden setzend, bevor sie ihm die Arme zerkratzte, wanderte er den Kieselweg entlang, hin und wieder schniefend, wenn ihm der Duft der Blüten zu intensiv in die Nase stieg.

Red erwartete ihn bereits mit verschränkten Armen auf der Terasse zu seinem Heim.

„Ich sehe, du hast diesen Flohpelz immer noch. Der kommt mir nicht rein.“

Aeden zuckte mit den Schultern.

„Kein Problem, sie wird sich sowieso lieber an deinem Rasen gütlich tun und vielleicht noch deine Blumen düngen.“

Der andere Mann warf der gemütlich im Gras ausgestreckten und an ein paar Halmen kauenden Katze, einen mißtrauischen Blick zu, bevor er die Tür aufhielt.

„Nun, Aeden, was verschafft mir die Freude deines Besuchs? Du warst lange nicht hier. Ich hatte gehört, du hattest mal wieder etwas Ärger mit der Republik im Äußeren Rand. Ich hoffe, du bringst keinen unerwarteten Besuch mit.“

Red, der eigentlich Redaerion Shellfaex hieß und seiner eigenen Bekundung nach freier Unternehmer mit einer Menge guter Beziehung war, thronte lässig in seinem Sessel inmitten eines fast geschäftsmäßig anmutenden Arbeitszimmers und musterte seinen Gast. Auch wenn sein Ton durchaus freundschaftlich klang, wusste Aeden es besser. Hätte Red auch nur vermutet, dass er Ärger nach sich zog, hätte er ihm nicht geholfen und ihn schon gar nicht bei sich empfangen.

Aeden zog eine Augenbraue hoch.

„Du solltest mich kennen, Red. Den Ärger hatte ich vor Verlassen des Äußeren Rands abgestreift. Sonst wäre ich nicht hier, sondern würde dir bestenfalls Grüße aus einem der ‚Erholungsheime‘ der Republik schicken können.“

Oder tot sein. Insgesamt nahe genug an der Wahrheit für Red, der die Geschichte mit Sicherheit in groben Zügen bereits kannte.
Es war ein alter Scherz zwischen ihnen. Beide hatten sich vor einigen Jahren in einer Gefängnisanstalt kennengelernt und waren dazu übergegangen, sie nur noch so zu umschreiben. Und so nickte Red denn auch, abwartend.

„Die Dorrel hat ein paar Reparaturen nötig, ein paar größere Reparaturen, und einige Teile werden schwer zu beschaffen sein. Den Einbau kann ich wohl zum Teil selbst erledigen, wenn du mir Zugang zu deinem Hangar und der Werkstatt gibst. Allerdings wäre deine Expertise bei der Programmierung von Vorteil.“

Loben, aber nicht zuviel Honig ums Maul schmieren. Red konnte bei so etwas mitunter recht ungehalten werden.
Aeden reichte ihm das Datapad mit der vorbereiteten Liste und den schematischen Übersichten und Plänen, welche Red prüfend durchging.

„Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen – und nicht gerade billig werden. Ich schätze, du kannst nicht in einem zahlen?“

„Richtig. Deshalb schlage ich dir ein Geschäft vor. Ohne die Reparaturen ist die Dorrel nicht mehr einsatzfähig. Ich werde mich für die nächste Zeit auch etwas bedeckt halten müssen, weshalb das Geschäft anderer Art als unsere … üblichen Vereinbarungen wäre und eher längerwieriger Natur…“

Aeden schwieg und sah zur Tür, wo Saphran draußen zwischen ein paar Blumentöpfen umherschlich und – offensichtlich angewidert von dem Geruch – wieder abzog.

‚Mach ihn neugierig und dann warte ab… nur nichts überstürzen…‘

Aeden war sich im Klaren, dass ihm nicht allzuviele Möglichkeiten blieben, wenn Red ablehnte.
Sicher hatte Coruscant noch andere Leute zu bieten, aber dann müsste er sich in die Fänge der Banden und Syndikate begeben und das widerstrebte ihm wirklich. Zumal er Red durchaus vertraute, soweit man das in diesem Geschäft sagen konnte, zumindest solange, wie dieser davon ausging, mit einem Plus aus einem Handel herauszugehen. Wäre das irgendwann nicht mehr der Fall, würde ihn allerdings auch die gemeinsame Vergangenheit nicht retten.

„Ha, sie wirken! Ich habe sie extra gegen solche Kratzteufel besorgt.“

Reds Ausruf ließ Aeden sich verwirrt umsehen. Triumphierend zeigte der andere auf die Töpfe.
Aedens Gesicht musste Bände gesprochen haben, denn Red lachte laut.

„Dein Flohteufel hat das letzte Mal, als du sie hier zur Pflege gelassen hast, mehr als nur ein paar Fetzen meiner besten Sitzgarnitur hinterlassen… Hat lange gedauert, bis ich etwas gefunden habe, was die Biester wirklich abschreckt, sich hier rein zu schleichen. Irgendwo finden sie immer ein Durchkommen. Dreist wie die Mutter… und in diesem verwinkelten alten Komplex kaum wiederzufinden ohne Scanner.“

„So, so… solltest du nicht auf sie aufpassen…“

Aeden sah ihn gespielt vorwurfsvoll an. Er hatte sich schon länger gewundert, was für einen Aufstand Red damals gemacht hatte. Allerdings war Red durchaus ein wenig verliebt in seine Besitztümer. Und so hatte er es darauf geschoben.
Inzwischen dachte er bei sich, dass alles Bedauern fehl am Platze gewesen war. Red zuckte nur mit den Schultern.

„Du willst nicht zufällig….“

„Nein!“

Das Seufzen des anderen erfüllte Aeden kurz mit Genugtuung. Dennoch war er sich bei allem Geplänkel im Klaren, dass Red das Geschäftliche nicht einen Moment aus dem Blick verloren haben würde.
Der andere setzte sich denn auch mit einem letzten Blick zur Tür zurecht und schlug die Beine übereinander.

„Dann schieß mal los. Wir reden nicht gerade über eine kleine Summe – und die Sachen ganz unten auf deiner Liste stehen unter besonderer ‚Beachtung‘ unserer gesetzeshütenden ‚Freunde.'“

Aeden vermied es, an die Risiken zu denken, die der Plan barg, den er sich zurecht gelegt hatte, während er ihn Red erläuterte. Wie oft war es schon notwendig gewesen, alles auf eine Karte zu setzen…

„Nun, was meinst du? Sind wir im Geschäft?“

Red trommelte nachdenklich mit den Fingern auf der Sessellehne und schaute auf die Übersichten vor sich.

„Es könnte klappen. Ich nehme an, du hast so etwas schon mal durchgezogen?“

Aeden zögerte kaum merklich und nickte dann.

„Ja, aber nicht in diesem Stil, dafür fehlen mir die Resourcen. Über die du verfügst. Wenn du es schlau anstellst, bist du fein raus. Das Risiko liegt bei mir und den Leuten, die du anheuerst. Aber das muss ich dir kaum sagen. Sollte was schief gehen, hast du die Dorrel. Ich werde sie dann für sehr lange Zeit nicht brauchen.“

„Das gefällt mir so an unseren Geschäften, Aeden. Du kommst nicht einfach her und bettelst um Credits, du bringst immerhin noch einen Plan mit, um es mir schmackhaft zu machen.“

‚Weil ich weiß, dass dich anbetteln sinnlos ist. Und immerhin ist es meine Freiheit, die ich riskiere. Also kann ich wohl versuchen, wenigstens etwas an der Planung teilzuhaben.‘

Aedens Gesicht verriet nichts von seinen Gedanken, während er Reds Entscheidung abzuschätzen versuchte.

„Die Identität wird kein Problem sein. Wird keine Paar Tage dauern.“

Reds Grinsen wurde breiter, und eine Spur hinterhältig.

„Woher kommt der Hintergrund mir nur bekannt vor? Interessant, dass du quasi dich selbst vortäuschen willst. Ausgebildeter Techniker in Raumfahrttechnologien von einer abgelegenen Welt, aber immerhin mit einem nicht zu schlechten Abschluss. Wurmt dich immer noch, die Sache damals, nicht?“

„Quatsch! Ohne stellen sie keine ein. Die Angelegenheit damals hat nichts damit zu tun. Und so kann ich zumindest sagen, dass ich damit keine Probleme haben werde, überzeugend zu sein.“

Nicht gut, wenn Leute zuviel über einen wussten. Irgendwann kam der Punkt, wann sie es gegen einen verwendeten. Früher oder später.

Red erhob sich, noch immer mit einem Grinsen.

„Such‘ dir eine passende Unterkunft, wenn die ID da ist. Und füll‘ die Lücken in deinem Plan aus. Dann haben wir eine Vereinbarung.“

Wartungsdeck, Bucht #X28, Korvette, „Vrook Lamar“

# Fortsetzung der Aufzeichnungen T-84 („Vrook Lamar“)

* wieder einmal ein unerfreuliches Gespräch mit dem Schichtleiter
~ persönlicher Kommentar: ‚Ich hasse diese Vorträge über Betragen gegenüber Vorgesetzten… Derartiges am frühen Morgen sollte verboten werden… der Mistkerl schien ganz in seinem Element… wenn ich nicht aufpasse, sortiere ich die nächsten Monate die Lagerbestände…oder Tannenzapfen draußen in den Wäldern…‘

# Schliesse heutige Eintragungen im Logbuch

„He, Aenarros. Danke für die Unterhaltung gestern. Die Nachtschicht drohte doch wirklich ohne Vorkommnisse vorüberzugehen!“

Unter dem Gelächter seiner Begleiter ging der Mann von der abziehenden Nachtschicht grinsend an Aeden vorbei.

„Wolltest du endlich herausfinden, wieviele Sprachen er versteht, oder was sollte das gestern?“

Einer der älteren seines eigenen Teams war bei ihm stehengeblieben und schaute Aeden kopfschüttelnd an. Offenbar war er schon auf dem Laufenden.

„Es gibt wesentlich schlimmere Jobs als hier, Junge. Das kannst du mir glauben. Und schlimmere Leute als Târpes. Du solltest das wirklich nicht einfach aus einer Laune heraus riskieren. Du kennst ihn doch, er wird dich beim Schichtleiter melden. Und viel kannst du dir wirklich nicht mehr erlauben.“

„Hat er schon, Hellon. Komme gerade daher…“

Der andere musterte ihn kurz und zuckte dann hilflos mit den Schultern, während sie durch den Hangar gingen.

„Warum nur glaube ich, dass der Alte ebenso gegen die Wand hätte sprechen können…. Ich hoffe nur, du weißt, was du tust… Du tust Târpes doch nur einen Gefallen, wenn er dich loswird…“

„… Ich habe mich beherrscht…“

„Wie lange? Zwei Tage? Oder waren es ausnahmsweise mal zwei Wochen?“

Aedens gemurmelte Antwort war unverständlich und Hellon schüttelte ein weiteres Mal den Kopf.
Da weitere ihres Teams auf dem Weg zur Korvette hinzustießen, ließen sie das Thema jedoch vorerst auf sich beruhen, auch wenn Aeden sich sicher war, nicht das letzte Wort über seine lautstarke Auseinandersetzung mit Târpes am Vorabend gehört zu haben.

‚Ich habe es wohl etwas übertrieben, ihn zu reizen.. Wenn ich nur nicht hier festsitzen würde… Ich hätte dem Kerl, der sich als Besitzer der Dorrel aufspielte, eines über den gehörnten Schädel geben sollen und mit ihr starten… koste es was es wolle…‘

Hätte er vielleicht sogar getan… wenn der andere nicht zwei kräftige übellaunige Burschen an Bord gehabt hätte, deren Sprachkenntnisse offenbar wenig mehr als „Kein Zutritt!“ und „Verschwinde oder…“ umfassten… Ihre wenigen Worte jedoch hatten sie schlagkräftig durchzusetzen verstanden… vor allem das „oder…“.
Offenbar hatten die Sicherheitsleute des Hangars ihnen auch nicht ganz getraut und den Frachter für die ganze Zeit der Reparatur bewachen lassen…

‚Warum kriegst du es eher hin, Schiffe von anderen zu entwenden, als dein eigenes…‘

Aeden könnte noch immer aus der Haut fahren.
Genau zu der Zeit war eine neue republikanische Einheit hier angekommen, hatte sich breitgemacht und angefangen, Unruhe verbreitet. Ausweis hier, Sicherheit da…
Ein unerlaubter Startversuch hätte ihn nicht weit gebracht. Und wie hätte er beweisen sollen, dass die Dorrel ihm gehörte, ohne seine angenommene Identität hinzuschmeißen und ganz andere Probleme heraufzubeschwören? Wenn sie sich das Schiff genauer angeschaut hätten, hätten sie feststellen können, dass die meisten der versteckten Einbauten strenggenommen nicht so ganz mit den gängigen Vorschriften in Einklang zu bringen waren…
Aeden war daher im ersten Moment fast froh gewesen, dass es, ohne beschlagnahmt zu werden, abgeflogen war.
Somit musste er es nur wiederfinden und unter besseren Umständen zurückbekommen. Ersteres würde das kleinere Problem darstellen, dafür hatte er gesorgt. Letzeres hingegen…

„Verflucht, wann ist diese ganze Angelegenheit so aus dem Ruder gelaufen… es lief doch wunderbar, damals auf Coruscant…‘

Seit die Dorrel so unvermittelt wieder aufgetaucht war, kreisten seine Gedanken wieder häufiger um die Zeit auf Coruscant, sein letztes Geschäft und…

Rückblick: Coruscant (etwa 2 Tage vor der Plünderung durch die Sith ~ ca. sechs Monate nach dem Gespräch mit Red)

# Logbuch Frachter Dorrel

* ein paar der gewünschten Reparaturen und Einbauten konnten abgeschlossen werden
~ persönlicher Kommentar: ‚Der Plan scheint so weit aufzugehen, manchmal liebe ich die Republik und ihre Einrichtungen wirklich. Herrlich so ein Kompetenzgerangel. Allerdings ist so viel zu tun, dass kaum Zeit bleibt, an der Dorrel zu arbeiten. Und ich muss vorsichtig sein, dass mich niemand hier sieht.
Immerhin scheint Red ab und zu hier im Hangar zu sein und an ihr zu basteln – ist ihm am Ende langweilig geworden?‘

# Schliesse heutige Eintragungen im Logbuch

„Heya! Aenarros! Hast du schon gehört… Der Sicherheitsdienst hat Renkell zur Befragung abgeholt.“

Berger kam die kleine Treppe herab und trat an die Brüstung, wo Aeden lehnte und auf die zum Werftgelände gehörenden Plattformen hinunterschaute.

Aeden beließ seinen Blick genau da, wo er war, und gab sich Mühe, eine erstaunte, aber auch gelangweilte Miene aufzusetzen.

„Nein, habe ich nicht. Renkell? Weshalb wollen sie ihn denn befragen? Hat er einem Taxi die Gebühr nicht bezahlt?“

Berger lachte, doch es klang seltsam in Aedens Ohren. Nicht das übliche lautstarke Lachen aus vollem Halse, mit dem ihm der andere schon mehr als einmal auf den Geist gegangen war.

„Nein, aber ich könnte mir vorstellen, dass ihm das auf dem Rückweg passiert… wahrscheinlich ist der Junge völlig durcheinander danach. Wenn sie ihn überhaupt gehen lassen.“

Er machte eine kurze Pause, als Aeden ihm beipflichtete. Der Junge war schnell ins Bockshorn zu jagen.

„Ich habe gehört, es hat mit den Materialverlusten in den letzten Monaten und den Schiffen zu tun. Kaum vorstellbar, dass dieser grüne Junge da mit drin steckt, aber naja, wer weiss, was er uns vielleicht nur vorgespielt hat!“

Berger beugte sich über die Brüstung und starrte auf einen ankommenden Gleiter, der auf die Landezone am Rand der Plattform zuhielt.

‚So, haben sie schließlich die Verbindung gefunden oder stochern sie nur ein wenig im Trüben und warten, was sie aufstöbern?‘

Aedens Miene verzog sich leicht zu einem spöttischen Grinsen.

„Stille Moore sind endlos tief, hm? Da würden mir aber wahrscheinlichere Kandidaten einfallen!“

‚Und zwei davon stehen gerade hier beisammen…‘

Berger war Aeden nicht geheuer, seit der Mann vor vier Monaten seine Arbeit in der etwas heruntergekommenen Werft- und Reparaturanlage in einem der vom Senatsbereich entfernteren Industriekomplexe auf Coruscant aufgenommen hatte. Irgendetwas störte ihn an dem anderen. Es war nicht seine Arbeit, nicht seine Gestalt, eher ein flüchtiger Eindruck, der Aedens Nerven in seinem Beisein anspannte. Wie auch jetzt.
Was auch immer er war, der Mann war kein Tech. Es waren nur Kleinigkeiten, aber in der Summe reichten sie, um Aedens Mißtrauen zu erregen. Ein Spitzel der Sicherheitsbehörden? Jemand, der mit einem ähnlichen Vorhaben sich hier eingeschlichen hatte? Vielleicht sogar Reds Mann, um ihn zu überwachen…?

‚Langsam leidest du wirklich unter Verfolgungswahn. Reiß‘ dich zusammen. Ein paar Tage noch und weg bist du. Zeit wird es allemal.‘

Ein Versetzungsgesuch zu einem anderen Komplex auf einer anderen Welt des Unternehmens – wo er nie ankommen würde – lag bereits vor. Er durfte sich nur keine Fehler leisten bis dahin.

„Jo, das stimmt wohl. Ich meine, bei dem Jungen ist man schon froh, wenn er ein Schiff nicht hochjagt, nur weil ihn irgendwer bei der Reparatur gestört hat. Dass der sich hinsetzt und die Schiffscomputer oder die im Lager manipuliert, während wir alle quasi zuschauen… kaum vorstellbar. Aber naja… man kann ja nicht reinsehen, was da hinter einem derartigen Milchgesicht vorgeht… Wie dem auch sei, hoffentlich haben sie den Übertäter damit gefunden… so unwahrscheinlich er auch scheinen mag… und es kehrt wieder Ruhe ein. Lange wird der’s eh‘ nicht in einer der Strafeinrichtungen aushalten… Aber an so etwas denkt ja niemand vorher, dass es auch schiefgehen kann…“

Wieder dieses Lachen – und diesmal war sich Aeden sicher, welcher Ton darin mitklang. Welcher in seinem eigenen Lachen zuvor zu hören gewesen war… Erleichterung…

„Ich komm‘ gleich nach, Berger! Die Schicht hat ja noch nicht begonnen.“

Berger nickte und begab sich zum Lift nach unten. Aeden starrte noch einen Moment länger auf die geschlossenen Türen, hinter ihm her.

‚…Lange wird der’s nicht in einer der Strafeinrichtungen aushalten… Wo er Recht hat… Ich geb‘ dem Jungen keine paar Tage, wenn er dort landet…‘

Er drehte sich um und schaute zur Plattform unten. Der Gleiter hatte angedockt und mehrere Personen unterhielten sich offenbar mit den Arbeitern auf der Plattform.

„Ich kann nichts dafür, Saphran… ich habe nicht den Verdacht auf ihn gelenkt.“

Die Katze hockte auf der Brüstung. Ihre Augen schimmerten im Schein der anspringenden Beleuchtungseinheit weiter oben, deren Helligkeitsstufe die Dunkelheit noch nicht ganz durchdringen konnte.

‚Und in noch einem hat er Recht… Der Junge ist zu unwahrscheinlich… selbst die Idioten vom Sicherheitsdienst müssten das erkennen… Es sei denn, sie suchen eine schnelle Lösung…‘

Mit einem schalen Geschmack im Mund stieß er sich von der Brüstung ab und ging zum Lift… tief in Gedanken und Erinnerungen versunken…

Rückblick: Coruscant (etwa 5 1/2 Monate zuvor ~ ein paar Tage nach dem Gespräch mit Red)

# Logbuch Frachter Dorrel

* Reds ID ist da
~ persönlicher Kommentar: ‚Glaube ich an so etwas wie Schicksal… ich meine, ohne dem Zufall dabei selbst etwas auf die Sprünge zu helfen ?‘

# Schliesse heutige Eintragungen im Logbuch

„Das kann nicht dein Ernst sein?“

Aedens Hand zitterte leicht, als er die ID-Card auf dem Tisch in der Lounge der Dorrel umdrehte und sie Red zuschob.

„Wieso, was gefällt dir an der ID nicht? Also ich finde, sie passt vorzüglich zu dir…“

Red lehnte lässig gegen den Rahmen des offenen Schotts, ein spöttisches Lachen im Gesicht.

Aeden funkelte ihn aus zusammengekniffenen Augen an.

„Wenn du mich umbringen willst oder einfach nur loswerden, dann nimm deinen Blaster und erledige es gleich hier. Ich habe gewiss keine Lust, noch einmal ein ‚Erholungsheim‘ von innen zu genießen. Und dies hier ist wohl ein direkter Weg dahin.“

„Reg‘ dich ab, Kleiner.“

Er hob warnend die Hand, als Aeden zu protestieren ansetzte, zog mit einer fließenden Bewegung eine der Transportkiste heran und ließ sich darauf nieder. Warum auch immer er nie die Sitze der Dorrel benutzte.

„Diese ID ist nicht gefälscht, sie ist echt. Und damit einiges wert. Ich könnte sie sehr gut verkaufen, aber ich habe beschlossen, dass sie bei dir einträglicher angelegt ist. Die Parameter passen perfekt und allein darauf kommt es an.“

Er zeigte auf die Auflistung von Lebenslauf und weiteren Unterlagen auf dem Display neben der ID-Card.

‚Zu perfekt für meinen Geschmack…‘

„Die Akademie auf Berchest mag nicht sehr eindrucksvoll sein, aber sie hat einen recht guten Ruf. Nicht so groß und prachtvoll, als dass Karrieretypen der Republik die Leute dort herauspicken würden, aber auch nicht zu weit ab und auf dem Stand der Forschung. Wenn ich mich erinnere, warst du länger dort und solltest dich gut auskennen. Du sprichst doch mit Sicherheit auch dortiges Sprachgemix, wenn ich dich richtig kenne.“

Wann in aller Welt hatte er Red soviel erzählt…?

„Der Kerl war ein Einzelgänger, ungefähr dein Alter. Wir haben sage und schreibe ein einziges Bild gefunden. Und darauf würde ihn wohl selbst seine Familie nicht wiedererkennen, wenn sie denn noch leben würde. Keine Verwandten, nein auch keine entfernten, die plötzlich das Zeitliche segnen…“

Er verzog das Gesicht, während Reds Miene wieder ein herausforderndes Grinsen zierte.

„Und der Kerl selbst wird dich auch nicht behelligen. Wie wir herausgefunden haben, ist er von einem Forschungsausflug auf eigene Faust nicht mehr zurückgekehrt… Leider fand die Meldung darüber nie den Weg in die offizielle Datenbanken…“

„Darum geht es alles nicht…“

Aedens Blick ruhte auf dem Namen. Red zuckte mit den Schultern.

„Wenn man die Datenbanken durchsucht, findet man genügend Leute auf verschiedensten Welten, die sogar deinen Namen tragen und nicht nur einen ähnlichen. Muss dich enttäuschen, Junge, so einmalig bist du denn doch nicht.
Nenn‘ es Schicksal, wenn du willst. Schätze, momentan könntest du ein bißchen Unterstützung durch die wankelmütige Lady gut gebrauchen. Vor allem bei deinem Vorhaben.“

Sicher wusste Aeden das. Und es hatte ihm bisher auch geholfen. Doch so sehr er es diesmal auch versuchte, sich einzureden, dass es bloßer Zufall war, gelang es ihm nicht, den Schatten der dunklen Vorahnung zu vertreiben…

Rückblick: Coruscant (Nachmittag des Tages vor der Plünderung durch die Sith ~ ca. sechs Monate nach dem Gespräch mit Red)

# Logbuch Frachter Dorrel

* Antriebsverbesserung endlich geliefert, Einbau fast abgeschlossen, Tests stehen noch aus
~ persönlicher Kommentar: ‚Red scheint wirklich Spaß an der Sache zu haben. Zum Glück. Mit der ungeplanten Aufmerksamkeit der Coruscant Sicherheit im Nacken kann ich es nicht wagen, mich auch nur in die Nähe seines Hangars zu begeben…‘

# Schliesse heutige Eintragungen im Logbuch

„Die vom Sicherheitsdienst sind wirklich Idioten. Wen glauben die denn bitte mit ihren Fragen zu übertölpeln. „

Zufrieden lehnte sich Berger im Sitz des Taxis zurück und legte die Beine auf die Bank gegenüber.
Aeden warf ihm einen kurzen Blick zu, in Gedanken noch etwas mit der Befragung beschäftigt, die sie alle den halben Vormittag in einem der Verwaltungsgebäude des Coruscant Sicherheitsdienstes festgehalten hatte. Renkell neben ihm murmelte die ganze Zeit schon leise unverständliches Zeugs vor sich hin, doch bei Bergers Worten schaute er auf.

„Ich fand die Fragen sehr … Und die Leute dort.. sie machen mir Angst… ich meine… ich will nicht… ich kann nicht… meine Familie….“

Aeden verdrehte die Augen. Renkells Gejammer begleitete sie nun schon die ganze Zeit bis auf die Befragung selbst. Fast hatte Aeden es genossen, vor ihm Ruhe zu haben… wenn er nicht selbst auf der Hut hätte sein müssen, sich nicht zu verplappern.

„Du bist doch selbst Schuld! Warum stotterst du ihnen einen vor und wirkst, als hätten sie dich beim Verticken eines ganzen Hangars voll Raumjäger erwischt? Du hast doch nichts damit zu tun. Also verhalte dich auch so. Oder…?“

Berger lachte bei Aedens frustrierten Worten lauthals, während Renkell schuldbewusst zusammenzuckte.

„Wo er Recht hat. So… wir sehen uns morgen früh… Genießt den Abend… Ich jedenfalls werde es tun… mit einer schönen blonden….“

„Erspar uns die Einzelheiten… wir müssen arbeiten… Welche ist es diesmal oder eine neue schon wieder…?“

Gereizt schüttelte Aeden den Kopf, als das Taxi an einer der Plattformen anhielt und Berger sich mit einem lässigen Sprung über die Seitenwand schwang.

„Eifersüchtig? Wer gut aussieht… hat die freie Auswahl.“

Berger grinste breit, als Aeden ihn anstarrte, und zuckte die Schultern. Ihnen über die Schulter zuwinkend, zog er lachend von dannen.

„Mal im Ernst, Renkell… Du hast dir nichts vorzuwerfen… Also, gib ihnen keinen Grund zu denken, du hättest….“

‚Was machst du da, Aeden? Halt die Klappe. Es ist nicht dein Problem, wenn er sich immer tiefer in den Schlamassel reinreitet… umso besser für dich…. du kannst dir nicht sicher sein, dass sie auf der falschen Fährte sind. Vielleicht spielen sie nur mit dir…‘

„Aber… ich…“

„Kein Aber! Wenn du damit nicht zu tun hast, hast du das auch nicht – also lass es dir nicht einreden, dass du es hättest… Die haben nichts in der Hand, sonst würden wir das Gespräch hier nicht führen. Die gehen den Weg des kleinsten Widerstandes, und der bist du. Denen ist egal, ob du schuldig bist oder nicht – Hauptsache, Fall gelöst, Schuldiger präsentiert und abserviert und sie sind den Druck los, den ihre Vorgesetzten ihnen aufhalsen… Ende vom Lied, du sitzt in einer Zelle oder einem Arbeitslager… willst du da unbedingt hin? Dann mach weiter so…“

‚AEDEN!!!! Halt einfach den Rand… verflucht noch mal…wenigstens einmal…‘

Im Stillen sich selbst und seine mangelnde Beherrschung verfluchend drehte sich Aeden weg und blickte zu den vorbeiziehenden Wohnblöcken, die langsam den mehr industriellen Komplexen wichen, als sie sich ihrem Ziel näherten.

‚Wenn der Junge seine Zukunft ruiniert, lass ihn… nicht deine Verantwortung – sorgt dafür, dass du aus dieser Sache heil rauskommst und das Weite suchst – das wird schwer genug…‘

Aeden ballte die Faust und hielt sich gerade noch zurück, sie gegen die Taxiwand zu schlagen, als Renkell ihm stotternd dankte.

‚Diese Sache läuft aus dem Ruder… aber wenn ich jetzt verschwinde, habe ich sie an den Hacken – und noch ist die Dorrel nicht startklar…‘

Das Werftgelände tauchte vor ihnen auf und das Taxi steuerte eine der kleineren Plattformen an.
Doch Aeden bemerkte es kaum. Mit einem mehr als nur flauen Gefühl in der Magengegend starrte er auf den Truppentransporter, der gerade an einen der Lastkrähne gehängt wurde, um dann in die größte der Hallen bewegt zu werden.
Und auf die Doppelreihe Soldaten, die auf der Plattform stand….

Rückblick: Coruscant (Nachmittag des Tages vor der Plünderung durch die Sith ~ ca. sechs Monate nach dem Gespräch mit Red)

‚Warum habe ich mich überhaupt noch hingelegt… die kurze Zeit hats doch nun wirklich nicht gebracht… dann müsste ich jetzt nicht…‘

Die zahllosen Gänge und Treppen entlang hetzend sprintete Aeden gen Werft. Dass er viel zu spät dran war, war ihm schmerzlich bewusst und dass dieser Idiot von einem Soldaten, der gestern die ersten Arbeiten an dem ihm unterstellten Schiff überwacht hatte, ihm einen Strick draus drehen würde, war so gut wie sicher.

Fünf Sekunden hatten gereicht für beiderseitige tiefe Abneigung. Fünf Sekunden zwischen der Vorstellung des offenbar erst kürzlich beförderten Wasauchimmer und der in seinen Augen wohl fehlenden angemessenen Reaktion seitens Aeden.

„Aenarros, he…?!“

Der Tonfall des Mannes beim Blick auf das Namensschild an Aedens Overall hatte keine Zweifel offen gelassen, dass er sich den Namen merken würde.

Den ganzen Abend und die halbe Nacht war er ihm auf den Pelz gerückt und hatte sich jeden kleinen Handgriff erklären lassen, bis Aeden ihm einen der tonnenschweren Verladedroiden beinahe über die Füße hatte fahren lassen, mit der gemurmelten Entschuldigung, seine Fragen würde ihn zu sehr von der Arbeit ablenken…
Der Blick des Schichtleiters hatte Bände gesprochen…

‚Du musst endlich lernen, dich in solchen Situationen zu beherrschen, Aeden…‘

Vor der letzten Treppe gönnte er sich eine kurze Pause, um etwas zu Atem zu kommen – und noch einmal ernsthaft drüber nachzudenken, ob er nicht einfach auf Tauchstation gehen sollte.
Aber da war noch die offene Rechnung gegenüber Red… und der konnte recht ungehalten werden, wenn man die Vereinbarungen nicht einhielt… Red, der momentan die Hand über der Dorrel hatte… Ohne den er kaum hoffen konnte, heil aus dieser Angelegenheit herauszukommen…
Ohne Reds Rückendeckung würde einiges schwerer werden…

Als er die Plattform zum Hallenbereich überquerte, sah er Berger, der gerade aus einem Taxi kletterte – offenbar kein bißchen frischer als er selbst und ohne den sonstigen Elan.

„Noch einer, der aus dem Bett gefallen ist… ich frage lieber nicht wessen… „

Aeden konnte trotz allem nicht widerstehen, ihn aufzuziehen. Zu oft war er selbst das Ziel von Bergers Spott gewesen.

Berger winkte müde ab, anscheinend wirklich hundemüde.

„… viel zu kurz… „

… war alles, was bei Aeden ankam. Dem konnte dieser nur beipflichten. Manche Schichtwechsel waren einfach nur stressig.

Wie abgesprochen gingen beide langsam rüber zum Tor, im stillen Übereinkommen, wenigstens nicht auch noch völlig außer Atem dem Schichtleiter vor die Füße zu fallen.

In den Werfthallen brannte nur die Notbeleuchtung und ganze Teile lagen völlig im Dunkeln, obwohl die Schicht bereits begonnen hatte und in zumindest einem Teil der Hallen hätte gearbeitet werden sollen.
Verdutzt hielten beide inne. Während Berger noch leise murmelnd die Sensoren für das Licht suchte, stolperte Aeden bei einem vorsichtigen Schritt im Halbdunkel über etwas vor seinen Füßen – etwas Weiches und zugleich Unnachgiebiges…

„Was…?“

Er fing sich gerade noch ab und tastete nach dem Ding… und zuckte zurück. Er hatte zu oft Leichen berührt, um nicht zu wissen, was er da vor sich hatte.

„Lass‘ das Licht aus!“

Aedens geflüsterte Worte gen Berger kamen ihm selbst laut vor. Er sah den schattenhaften Umriß des anderen zögern und dann nahe zu ihm treten.
Offenbar war die Situation dem anderen auch nicht ganz geheuer.
Leise flüsterte Aeden ihm die Neuigkeit über seinen Fund zu. Die Dunkelheit verbarg des anderen Züge, doch vermeinte Aeden ein Nicken zu erkennen.

Berger gab ihm ein Zeichen und wandte sich um, in Richtung eines der angrenzenden Lagerräume. Aeden folgte ihm so leise wie möglich….

Später…

Als sie abends in ihr temporäres Quartier zurückkehrte, stellte Aiken fest, dass die Tage in Fort Garnik unter den dort stationierten Rekruten und Soldaten entgegen ihrer Furcht vor einem Dienst in einer Schreibstube erfüllend gewesen waren. Offenbar hatte der Doc doch Recht gehabt, als er sie vorübergehend aus dem aktiven Dienst hierher hatte versetzen lassen.
Und sie fragte sich nicht zum ersten Mal, ob ihre ältere Schwester nicht ihre Hand im Spiel gehabt hatte.
Die kürzlichen Verluste, die ihre Einheit auf Tatooine zu verzeichnen gehabt hatte, hatten tiefere Spuren hinterlassen, als sie sich selbst wollte glauben machen. Wie bei vielen ihrer Einsätze, war sie auch hier zum Schweigen verpflichtet worden. Zur stummen Wut auf die Imperialen verdammt, die dahinter stecken mussten. Oder die Mandalorianer…
„Vermisst im Einsatz“ – nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob das eines Tages auch in ihrer Akte stehen würde…. ein anonymes Ende irgendwo in Schlamm, Staub, Wüstensand eines unbedeutenden Planetens… oder in der kalten Unendlichkeit in irgendeinem Sternenhaufen… jeglicher Hinweis auf einen offiziellen Auftrag des OK peinlichst unter den Teppich des Schweigens gekehrt…
Wie alle ihrer Einheit hatten sie sich damit einverstanden erklärt, damals zu Beginn. Wie viele von ihnen hatten nie geglaubt, dass es einmal dazu kommen würde…

In manchen der jungen Rekruten hier erkannte sie diesen Glauben an die eigene Unsterblichkeit wieder. Ein Teil von ihr beneidete sie, der andere suchte nach denen, die sich nicht alleine auf den Kampf für eine gerechte Sache als Schild verließen.

Sie hatte gesehen, wie es gelingen mochte, die eigene Niederlage ins Reich der Unmöglichkeit zu verbannen… und einen verlorenen Kampf zu wenden. In den meisten Fällen jedoch führte es in ein frühes Grab.

Sie rief die Holoaufzeichnung des letzten Abends auf, wo ihre Einheit noch zusammen gewesen war – einer Feier anlässlich des Geburtstages des Jüngsten von ihnen…
Still prägte sie sich ihre Gesichter ein… derer, über deren Verbleib keine zwei Standardtage danach kein Wort mehr verloren würde. Deren Familien in Unsicherheit bleiben würden…
Still war auch der Abschied. Rache würde sie nicht zurückbringen. Es blieb nur, weiterzumachen…

Sie beendete das Holo und rief stattdessen ein paar Dateien auf, die noch auf Weitergabe warteten.
Während sie die noch offenen Formalitäten abarbeitete und die notwendigen Unterlagen zusammenstellte, um sie an das Erkundungskorps 12 weiterzuleiten, spürte sie langsam einen Teil der alten Entschlossenheit zurückkehren.
Sie würde ihren Teil beitragen…

‚Wie wärs mit morgen…?‘

Was bitte hatte ihn geritten, zu sagen, dass es ihm nichts ausmache… Natürlich machte es ihm was aus… er hatte Besseres zu tun, als eine Jedi davon abzuhalten, ihre Nase in Dinge zu stecken, von denen sie besser nichts wusste. Auch wenn er selbst schuld daran war, dass sie misstrauisch war…

Und dann noch dieser First Sergeant. Was mochte der im Schilde führen? Wollte er gegenüber dem Essen aus der Schiffsmesse endlich mal wieder was Gutes zu essen haben – oder steckte mehr dahinter…?

Aeden war sich nicht sicher, was er davon zu halten hatte. Aber er würde wohl das Memo abwarten müssen, auch wenn alle seine Sinne ihm das Wort „Falle“ einflüsterten…
Den Kerl zu verärgern würde vermutlich nur neuen Ärger mit sich bringen.

An der Abbiegung zu den Quartieren blieb Aeden kurz stehen.
Die anderen Angehörigen der technischen Crew würden wohl begeistert sein, wenn auch wahrscheinlich aus anderen Gründen…
Er sollte ihnen besser einen Hinweis schicken, dass diese Jedi in der nächsten Schicht bei ihnen herumschnüffeln würde… anders formuliert natürlich. Er hoffte nur, dass ihm seine momentane Müdigkeit nach der Schicht und der Besprechung danach keinen Streich spielen würde…

„Die Hände schmutzig machen…‘ Wußte dieses sommersprossige Mädchengesicht eigentlich was das hieß…?

Sich gedanklich von einem Teil seiner Nachtruhe verabschiedend, eilte Aeden noch einmal zum Tech-Bereich zurück. Besser, er vergewisserte sich einiger Dinge, während die anderen (hoffentlich) schliefen…

Zedicus fuhr sich nachdenklich über sein Kinn, während er die Nachricht von Ned auf einem Datenpad noch einmal kurz überfliegt. Diese Jedi namens Amillia hatte er persönlich noch nicht kennengelernt, aber die zwischen den Zeilen in der Mitteilung von diesem Ned versteckten Untertöne vermittelten ein eher etwas spezielles Bild von dieser Amillia.

Dennoch huscht kurz ein amüsiertes Grinsen über seine Züge als ihm flüchtig bewusst wird, bisher noch nie einer Jedi-Frau begegnet zu sein. Rasch wischt er den Gedanken beiseite, während er das Datenpad auf den Arbeitstisch vor sich legt, welcher bereits mit allerlei technischen Diagnosesystemen, Datenloggern und halbzerlegten Baugruppen völlig überladenen war.

‚Hört sich wie eine Inspektion an, wo hat uns dieser Ned da nur reingeritten….?‘

Und dann noch dieser „First Sergeant“, von dem wollte er sich nun gewiss nicht über die Schulter blicken lassen. Er hatte nicht viel Übrig für jegliches Militärgehabe und dessen unausweichlichen Begleiterscheinungen, wie Kasernenhof-Gebrüll, Drill und Gehorsam, mal ganz abgesehen von den Rollen, welche Angehörige von Militär und Sicherheitsorganen in seinem bisherigen Leben üblicherweise gespielt haben.

Das kreative Chaos auf dem Tisch erinnert ihn daran, dass es in anderen Schiffsbereichen, wo er gerade zu tun hat, nicht viel anders aussieht.

‚Jetz soll ich für die Herrschaften vielleicht noch extra aufräumen, aber das können sie vergessen…vielleicht schreckt sie das verwirrende Durcheinander auch ab und sie wenden sich anderen Baustellen zu‘

Zed’s Mine erhellt sich vorübergehend wieder etwas bei diesem hoffnungsvollen Gedanken, aber es ist zugegebnermaßen auch eher ein kleiner Hoffnungsschimmer. Gerade Frauen sind, was Ordnung angeht ja besonders pingelig, vor allem weil sie üblicherweise das System hinter dem vermeintlichen Chaos nicht erkennen können. Er wird wieder einmal auf der Hut sein müssen, sich in Gegenwart der Jedi und dem Sergeant nicht zu irgendwelchen unbedachten Äußerungen hinreißen zu lassen, noch mehr, als bei seinen Gesprächen mit dem Navigator Nayru-Odai und Colgael.

Mit einer gemurmelten Verwünschung in Richtung des Datenpads wendet sich Zedicus wieder dem Modul auf dem Arbeitsplatz vor sich zu, um noch die letzen Modifikationen abzuschließen, bevor es wieder an seinem Platz im Feuerleitstand der Korvette eingebaut werden kann.

„Verehrtes Crewmitglied Ned,
ich bin gezwungen mich in einer wichtigen Angeleg….“

Sardsch starrte zweifelnd auf sein Datapad, schüttelte verärgert den Kopf und drückte die Löschtaste. So ging das nicht!

Sardsch war bisher ganz zufrieden gewesen, sein Vorgesetzter Renarus schien zu wissen wie das Wozat lief und die Jedi der Besatzung, die er vor ein paar Tagen auf einer Versammlung im Senatsgebäude gesehen hatte, machten einen erfreulich „normalen“ Eindruck.
Die militärische Ausrüstung, die vor 2 Wochen geliefert worden war, genügte den höchsten Ansprüchen und Sardsch hatte mit Wohlwollen festgestellt, dass alles fabrikneu war und nicht aus dem generalüberholten Schrott bestand, den die Nachschubstellen so gerne auslieferten.

Sardsch setzte neu an

„Ned, sie korruptes Bobu, wenn sie nicht unverzüglich….“

Sardsch seufzte und löschte erneut das Geschriebene. Er rief noch mal die Lieferdatei der Proviantlieferung auf, da stand es deutlich: 2000 Einheiten Frontrationen Kategorie C.

Kategorie C, das war nichts! Das waren kleine geschmacklose Pillen, die man mit einem Becher Wasser schluckte und die sich dann im Magen zu irgendetwas Nahrhaften aufblähten. Dagegen war selbst die Kategorie-B-Pampe noch ein Genuss.
Ganz zu schweigen von Kategorie-A. Sardsch lief fast das Wasser im Munde zusammen als er an den Inhalt der schmackhaften, selbsterhitzenden Vakupacks dachte.

Es hatte einige Zeit gekostet herauszufinden, dass Renarus nur für den militärischen Nachschub verantwortlich war und die Versorgung mit Lebensmitteln in den Händen dieses Technikers Ned lag.
Etwas schwerer war es gewesen die Höhe des Etats für diesen Posten zu erfahren. Leicht dafür zu erkennen, dass der größte Teil davon irgendwo „hängengeblieben“ war.

Sardsch war lang genug bei der Truppe um zu wissen, dass man erstens bei einer solchen Sache die Vorgesetzten raushielt und man zweitens es besser vermied, es sich mit denen vom Nachschub völlig zu verscherzen.
So schrieb er:

Von: First Sergeant Sardsch
An: Versorgungsabteilung

Wenn ihr glaubt uns den C-Fraß unterschieben zu können, liegt ihr glubschäugigen Huttenabkömmlinge daneben.
Der Kram liegt abholbereit in Lagerraum 4.

Freundlichst Sardsch

Sardsch überflog das Memo nochmal kurz. So sollte es sein.
Eine kurze, übersichtliche Mitteilung, mit allen wesentlichen Informationen und einem festen aber freundlichen Unterton, ohne dabei persönlich zu werden.

Zufrieden drückte Sardsch auf die Senden-Taste und wollte sich gerade dem weiteren Tagesgeschäft zuwenden als durch die offene Kabinentür eine freundliche, bekannte Stimme dröhnte:

„Wusst ich doch, dass ich dich hier finde Eusebius, als ich deinen albernen Spitznamen auf der Besatzungsliste sah…!“

Sardsch´s Gesicht erstarrte zu einer Maske.

Erschöpft wanderte Ned den Gang der Korvette entlang zu seinem Arbeitsplatz. Die Schicht hatte gerade erst begonnen, aber er fühlte sich einfach nur ausgepresst.

‚Verhöre durch Jedi sollten verboten werden.‘

Eine leichte Berührung ließ ihn inne halten und nach unten sehen. Saphran strich wieder um seine Beine. Alarmiert schaute er sich um und hob die Genthianische Katze hoch. Er hätte sie zurücklassen sollen, doch irgendwie war sie die letzte Verbindung zu seiner Vergangenheit und er hatte es nicht hingekriegt.

„Du sollst doch nicht…“, flüsterte er und vergewisserte sich, dass der Gang tatsächlich leer war.
Eilig huschte er in einen der schmalen Wartungszugänge und schaute missmutig auf das Tier. Es fand fast immer einen Weg dorthin zu kommen, wohin es wollte.

Draußen waren eilige Schritte zu hören. Vom Klang her die schweren Stiefel eines der Soldaten.

Ned wartete sie ab, bevor er sich wieder auf den Weg in einen der Lagerräume machte. Die ausgebeulte Stelle des Overalls mit einem Kasten verdeckend und die Zähne gegen die ausgefahrenen Krallen der überhaupt nicht begeisterten Katze fest zusammengebissen.
Manchmal wünschte er sich wirklich, sich einmal richtig die Kante geben zu können, alles vergessen zu können, nicht ständig auf der Hut zu sein, sich durch irgendwas zu verraten.
Er erinnerte sich an die Frau in der Cantina auf Ord Mantell vor Kurzem und seufzte. Wenn ihn derartige Getränke nur nicht im wahrsten Sinne des Wortes auf die Krankenstation befördern würden…
Dann weckte „Ord Mantell“ wieder die Erinnerung daran, dass dort noch etwas zu erledigen war, und der Leutnant, der First Sergeant und diese Jedi auf die Erledigung dessen warteten. Leise fluchend hastete er weiter…

„HAAATSCHU“
FS Sardsch rieb seine geröteten Augen. Wenn er eins jetzt nicht gebrauchen konnte, dann war das eine ausgewachsene Erkältung.
„HAAATSCHU“
Seine Nase kribbelte wie verrückt und die Augen juckten ohne Unterlass. Wäre er vom Gegenteil nicht überzeugt gewesen, hätte er darauf gewettet, dass sich irgendeine verdammte Katze auf dem Schiff rumtrieb.
Er würde mal diesen Techniker Ned fragen. Wenn einer sich mit dem Schiff und seinen Bewohnern auskannte, dann er.
Das Piepen des Interkoms riss ihn aus seinen Gedanken.

*Das Interkomm piepst bei jedem auf.  Ein nervender Ton, bei dem sich wohl jeder gestört fühlt*

Intercom: „Hier spricht Lieutenant Renarus Macress. Ich rufe alle Soldaten und Mannschaften auf, sich zur Inspektion auf Ord Mantell einzufinden!“
„Bestätigen sie den Erhalt des Befehls!“

Nach dem Ende der Durchsage schickte Sardsch ein Bestätigungssignal an Lieutenant Renarus.
„So so, Ord Mantell, dieses Loch“ brummte er.
„HAAAATSCHU“
Naja, vielleicht tat ihm ein Klimawechsel ja gut.

Als das Interkom piepste, hatte sich Aeden gerade auf seine Koje geschmissen und für einen „kurzen“ Moment die Augen geschlossen.
Das Piepsen jagte ihn schneller hoch und in Deckung, als ihm bewusst wurde, um was es sich handelte.
Irritiert starrte er das Gerät an, als könne es etwas für die Übermittlung der Nachricht.
Ord Mantell. Noch so ein wunderbarer Planet, wo man sich über den Haufen schießen lassen konnte oder in Stücke sprengen.
Dann hielt er kurz inne.
Hm, war da nicht noch die Bestätigung der Lieferung der Ersatzrationen… der K-A-Rationen… auf die alle so bestanden.
Er hatte die Information im System gesehen und nochmal kurz auf Reise geschickt, da er nicht die mindeste Lust verspürt hatte, sie vorm Feierabend noch zu verarbeiten.
Nachher wäre noch jemand auf die Idee gekommen, die Abholung sofort zu verlangen….
Er gähnte und tastete nach dem Interkom, um eine verschlafene Bestätigung durchzugeben, dann hielt er noch einmal inne.
Vielleicht sollte er im gleichen Zuge doch noch was von den Rationen faseln. Es würde den FS Sardsch vielleicht genug ablenken, seiner „Erkältung“ nicht weiter auf den Grund zu gehen. Zumindest bis ihm eine Lösung eingefallen war….

aus den Ländern von Mittelerde und darüber hinaus