Am Morgen nach dem Aufruf zur Heerschau

Torvor stand auf dem Wehrgang und sah der Reiterschar nach. Harding hatte den Rest der Nacht und den Morgen versucht,  noch so vieles zu regeln wie möglich, bevor er nach einer kurzen Ruhe aufgebrochen war. Ihm blieb nicht viel Zeit, seine eigenen Leute zur Heerschau zu versammeln. Er hatte schnelle Reiter mit ersten Befehlen vorausgeschickt, sich nicht alleine auf die Boten des Königs verlassend. Zu lange war diesen nicht zu trauen gewesen, hatte niemand mehr auf den König und Befehle aus Edoras gebaut. Zu vieles war im Namen des Königs geschehen. Zu vieles, was nie hätte sein dürfen.

Theolf befand sich nun in Hardings Gewahrsam und ritt mit diesem nach Harwick. Sein Vater hatte lange mit Harding gesprochen. Und zum Schluß war entschieden worden, dass es in Cliving nicht sicher war für ihn. Der junge Mann hatte die Nacht bei ihnen zugebracht, unter ständiger Bewachung. Torvor selbst hatte kein Auge zubekommen, solange sie beide unter einem Dach weilten. Also hatte er, hundemüde wie er selbst war, einen Teil dieser Wache übernommen.

Theolf hatte in der Kammer geschlafen, die Torvor sich früher mit Ceolward geteilt hatte, zusammengerollt auf einem der Lager. Zumindest hatte es auf Torvor so gewirkt. Und wahrscheinlich hatte er sich tatsächlich nicht verstellt, so erschöpft, wie er nach den Geschehnissen war.
Nachdenklich dachte Torvor an seine Flucht aus Stangard und den Weg nach Harwick, das zu erreichen Theolf erfolgreich verhindert hatte. Dann den weiteren Weg nach Cliving, in der ständigen Furcht vor seinem Verfolger, der ihm oft genug einen Schritt voraus zu sein schien.
Nein, mit diesem Mann hatte der Theolf, der zusammengesunken vor Harding gekauert und leise und stockend auf dessen Fragen geantwortet hatte, keine Ähnlichkeit mehr. Torvor waren denn auch die entsprechenden Blicke von Harding und anderen aus dessen Gefolge aufgefallen. Alles in allem hatte er selbst, Waltrud sei Dank, es besser überstanden, als Theolf.
Er erinnerte sich an Theolfs Erzählung, was nach dem missglückten Versuch, ihn selbst in Cliving gefangen nehmen zu lassen, geschehen war. Torulf war da noch das kleinste Übel gewesen…
Er schauderte. Er hatte unwahrscheinliches Glück gehabt, nicht in die gleiche Falle zu geraten wie dieser. Ihm wurde klar, dass er den jungen Mann zwar wohl nie Freund nennen würde, doch hassen wie zuvor, konnte er ihn auch nicht mehr.

Wenn all‘ dieses vorüber war, mochte es irgendwo einen Platz für ihn geben. Nicht in Stangard. Alleine die bloße Erwähnung dieses Ortes zusammen mit der reinen Möglichkeit, dass er dorthin zurückgebracht werden könnte, hatte die einzige Reaktion aus Theolf hervorgerufen, die Torvors Beschreibung zumindest ein wenig unterstrichen hatte. Er war völlig durchgedreht, als wollte er die Wachen zwingen, ihn zu töten. In seinem Zustand hatte er den Wache keine lange Gegenwehr entgegensetzen können, bevor sie ihn überwältigt hatten.

Torvor war froh, nicht in Hardings Position zu sein. Er hatte seine Warnung überbracht. Die Entscheidung, was zu tun war, lag nun bei Harding.

Er hörte die langsamen Schritte seines Vaters sich nähern und drehte sich um. Bynstan sah nach der durchwachten Nacht und den Erlebnissen zuvor alt aus, viel älter noch in der Nacht selbst. Er legte seinem Ältesten die Hand auf die Schulter.

„Du solltest etwas ruhen. Wir werden ebenfalls bald aufbrechen. Und bis zum ersten Lager werden es einige Stunden Ritt werden.“

„Steht fest, wer alles mitgehen wird?“ Torvor hatte die Beratungen nach Hardings Aufbruch verlassen, sobald seine eigene Entscheidung gefallen war.

„So gut wie.“ Bynstan trat neben und sah über die Ebene vor der Stadt.

Dann wurde Torvor sich der genauen Worte seines Vaters bewusst. „Wir?“

Bynstan nickte: „Ich werde mit zum König reiten und danach dahin, wohin er mich befiehlt. Ich habe versagt, meine Aufgaben hier in Cliving zu erfüllen.“ Er verstummte, und Torvor sah den Schmerz in seinen Augen. „Soviele, die noch leben könnten, wenn wir… wenn ich früher gehandelt hätte.“ „Du hattest keine Beweise. Wenn dir Theolf früher in die Hände gefallen wäre… oder jemand wie er…“ Torvor wusste, dass seine Worte seinen Vater weder beruhigen noch ihm das Gefühl von Schuld nehmen würde – und ihm wurde klar, dass er ihn nicht umstimmen konnte.

„Wie nimmt es Mutter auf?“ „Sie ist eine starke Frau.“ Bynstans Augen ruhten weiter auf dem Horizont. „Hast du es Waltrud schon gesagt?“ Torvor schwieg einen Moment bei seines Vaters Gegenfrage. Nein, das hatte er noch nicht. Tatsächlich hatte er Arnims wegen ihr Haus vorerst gemieden. Doch nicht nur deswegen. Was würde nun aus ihnen werden? Wie sollte es weitergehen?

Bynstan warf nun doch einen Blick zu seinem Ältesten. „Du solltest zu ihr gehen und dich verabschieden.“ Er ließ die Worte, dass vielleicht keiner von ihnen zurückkehren würde, unausgesprochen. Torvor biß sich auf die Lippe, nickte dann. „Wir sehen uns daheim?“ Er wartete nur kurz dessen Bestäigung ab, bevor er sich umwandte und zum Abgang von der Mauer eilte. Sein Vater hatte Recht. Vielleicht gab es nie wieder eine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen…

(Regelung mit Theolf – Harding nimmt ihn mit um ihn eigentlich in Harwick zu lassen… schleift ihn dann aber doch mit zum König – Aussage…

Hardings Aufbruch

Bynstans Entscheidung mit zur Heerschau zu ziehen – Verantwortung übernehmen zumindest soweit es nichts von dem hat verhindern können…

Torvor geht mit

etc.)

aus den Ländern von Mittelerde und darüber hinaus