Unruhe im Norden

Es gibt einige, die meinten, es habe erst mit dem Fall von Falkenruh begonnen. Doch jetzt wissen wir, dass es früher seinen Anfang nahm. Viel früher…

Es war im Frühjahr 2998 des Dritten Zeitlalters.

ScreenShot07385

Unsere Patrouillen begegneten bereits seit dem Ausklingen des Winters vermehrt kleinen Gruppen von Leuten, die den Grünweg heraufkamen und die alten Ruinen in den Nördlichen Höhen, vor allem von Fornost Erain, durchstreiften.

Die meisten waren Wagemutige aus dem Breeland, die nach einigen Krügen an Bier und unbedachten Worten ihren Mut durch einen Besuch des Totendeichs, wie die Königsnorburg in ihrem örtlichen Sprachgebrauch genannt wurde, zu beweisen suchten. Oft genug verflüchtigte sich ihre trunkene Entschlossenheit, je weiter sie gen Norden kamen, doch einige kamen tatsächlich bis in Sichtweite der alten Mauern.

Kaum einer von diesen bedurfte jedoch einer nachdrücklichen Aufforderung zur Rückkehr in ihrer Heimat. Die meisten waren sich der sie beobachtenden und wachsamen Augen unserer Männer nicht einmal bewusst, bevor das Heulen des steten Windes, der durch die Ruinen ging und die eindrucksvollen Überreste aus der alten Zeit ihnen die Behaglichkeit ihres Zuhause deutlichst vor Augen führte und ihre Schritte heimwärts lenkte. Vergessen waren schon lange die Zeiten des Nördlichen Königsreiches, zu dem auch sie einst gehört hatten.

Etwas standfester waren die Glücksritter, die die Aussicht auf alte Schätze trieb, die sich weiter im Süden zu einem Gewinn verkaufen lassen mochten. Der Entschlossenheit, mit der neben uns auch andere Gruppen der Waldläufer ihnen begegneten,  hatten jedoch auch sie wenig entgegenzusetzen.

Oft stimmten wir uns mit den anderen Waldläufern bei der Wacht über die Ruinen ab. Wie schon den Winter zuvor kamen vor allem Maervor und sein Bruder Maedlor oft nach Falkenruh. Und auch Tirvaedan hielt sich in diesen Tagen noch oft im Norden auf und verbrachte  Zeit mit alten Bekannten.

Eine Gruppe von Eindringlingen erwies sich als hartnäckiger, um von der Natur, der eigenen Furcht wie auch gutgemeinten Warnungen vertrieben zu werden. Mehrfach waren sie aus den Überresten der alten Hauptstadt von Arnor verjagt worden, doch kamen sie immer wieder zurück.

Als sie ein drittes Mal aufgespürt wurden, griffen sie unsere Leute an. Besser ausgerüstet als die meisten aus dem Breeland, die sich mit wenig mehr als dem schartigen Speer eines Ahnen auf den Weg gemacht hatten, lieferten sie heftige Gegenwehr und kämpften verbissen bis zum Tod.

Sie führten nichts von Wert mit sich und kaum etwas, das Anhaltspunkte auf ihre Ziele und Beweggründe zu geben vermochte. Nur eine alte Karte der Stadt, mit einigen Markierungen. Viele von diesen führten zu im Laufe der Zeit vollständig eingestürzten Gebäuden verschiedenster Bauart, ohne dass sich jedoch daraus ein Muster erkennen ließ, was sie gesucht haben mochten.

Die Männer waren sorgsam und systematisch vorgegangen und hatten viele Ergänzungen auch der Wege und des Landstrichs zwischen dem Breeland und den Nördlichen Höhen eingezeichnet. Ihr Weg hätte sie auch nach Falkenruh geführt, wenn sie nicht aufgehalten worden wären.

Der einzige andere Hinweis, den sie hinterließen, war das Zeichen eines Schmiedes auf der einzigen etwas hochwertigeren Klinge desjenigen, der die Gruppe offenbar angeführt hatte. Nach allem, was unsere Männer berichteten, hatte sich dieser Mann zwar im Hintergrund gehalten und anderen das Wort überlassen, doch war es unmißverständlich gewesen, dass er die Autorität in der Gruppe besessen hatte. Er war auch derjenige gewesen, der am Besten und Hinterlistigsten gekämpft hatte. Das Gift auf seiner Klinge war dank Tirvaedans Kenntnissen rasch erkannt und keine Verluste unsererseits zu beklagen gewesen, doch hatte sich dieser Mann deutlich von seinen Begleitern abgehoben und unsere Besorgnis über das Ereignis nur bestärkt.

Tirvaedan war sich sicher, das Zeichen des Schmiedes bereits zuvor einmal gesehen zu haben, irgendwo im Breeland. Doch war dies bereits einige Zeit her und er vermochte sich nicht mehr an etwas Genaueres zu den Umständen erinnern.

Um zu versuchen, etwas Licht in diese Angelegenheit zu bringen, entschieden wir, dem nachzugehen. Tirvaedan wollte die Waldläufer im Breeland aufsuchen, und Edarn und ich würden in Bree bei den dortigen Schmieden mit der Suche beginnen.  Der ältere Waldläufer benannte uns vor seinem Aufbruch noch einen der Breeländer Bannwarte, der uns vielleicht unterstützen würde.
Im Allgemeinen standen die Breeländer Fremden und Waldläufern im Besonderen eher misstrauisch und zurückhaltend gegenüber. Etwas, dass ich auf meiner Reise gen Falkenruh bereits hatte erleben können.

So gern ich auch Ferneg bei dieser Sache an meiner Seite gewusst hätte, die Wunde, die er sich im Kampf gegen das Gesindel zugezogen hatte, ließ es nicht zu.

—–

Ich mochte Daerren Vestardt vom ersten Augenblick. Tirvaedan war sich nicht sicher gewesen, wo er sich inzwischen aufhalten mochte. Und tatsächlich wurden Edarn und ich erst in Bree selbst fündig, nach längerem erfolglosen Suchen auf den umliegenden Gehöften und in den angrenzenden Weilern .

Als wir zu dem Wachhaus kamen, wo er Dienst verrichtete, war er gerade am Trainieren mit einem Bogen in der Art, wie er auch von den Waldläufern gern genutzt wurde. Und auch seine Erscheinung und seine ruhige ernste Art erinnerten mehr an diese als an einen Breeländer. Doch hatte Tirvaedan uns kaum etwas über ihn erzählt und er selbst sagte ebenso wenig über sich als wir uns trafen und ihm unser Anliegen erläuterten und er uns seine Unterstützung zusagte.

Wir waren bei unserer Ankunft im Breeland mit dem Hauptmann der Wache von Bree übereingekommen, dass wir im Gegenzug zu der Unterstützung durch Daerren Informationen weitergegeben würden.  Der Totendeich und Relikte der Vergangenheit mochten ihm egal sein und die Waldläufer oft genug selbst suspekt. Aber Leute, die vergiftete Klingen führten, waren auch für seine Stadt eine Gefahr.

Daerren hatte uns verschiedene Ansatzpunkte gegeben, wo wir uns erkundigen könnte, während er an anderen Stellen mit der Suche beschäftigt war. Er hatte Tirvaedans Vermutung hinsichtlich des Schmiedezeichens bestätigt und war sich sicher, dass die Spur es wert war, verfolgt zu werden. Denn auch bei der anderen Gelegenheit, bei der er von einer solchen Klinge gehört hatte, war diese nicht zu Gutem eingesetzt worden.

Wir trafen uns zu verabredeten Zeiten an abgelegenen Orten oder hinterließen Nachrichten . Die Zusammenarbeit mit Daerren erinnerte Edarn und mich stark an die unsere mit den Waldläufern, doch respektierten wir Daerrens Wunsch, dieses Thema ruhen zu lassen.

Einmal erhielten wir Nachricht von Tirvaedan, doch auch er war bisher nicht weiter gekommen.

Dann kam der Tag, an dem Daerren nicht am vereinbarten Treffpunkt erschien, und auch keine Nachricht zu finden war. Seine letzte zuvor hatte angedeutet, dass er auf einer heißen Spur war. Während Edarn den Treffpunkt überwachte, hörte ich mich um, ob jemand über Daerrens Verbleib Auskunft geben konnte. Doch Daerren blieb verschollen.

Erst zwei Tage später, bei einem erneuten Besuch eines Postens der Wache von Bree erfuhren wir mehr. Ein Tagelöhner berichtete vom Fund zweier Leichen in der Nähe der Stelle, wo er arbeitete. Die Beschreibung des einen Toten passte auf den vermissten Bannwart. Mit Erlaubnis der Breeländer Wache begleiteten wir sie und den Tagelöhner zum Fundort.

Was immer ihn auch dorthin geführt haben mochte, es war ohne Zweifel Daerren Vestardt, der dort sein Ende gefunden hatte. Getötet durch ebenso eine Klinge, wie wir sie gesucht hatten. Den anderen Mann, den Daerrens eigene Klinge noch erwischt hatte, erkannte einer der Breeländer Wache als Tagelöhner, der mal hier, mal dort den Leuten vor Ort zur Hand ging. Mehr jedoch wusste keiner über ihn.

In den Satteltaschen bei seinem Pferd, welches in der Nähe versteckt gewesen war, fanden wir Schmiedewerkzeug und ein zweites Messer, wie die beiden, die Daerren getötet und auch Ferneg bei dem Kampf im Norden verletzt hatte.

Offenbar hatte Daerren den Schmied tatsächlich aufgespürt, doch welche Antworten auf unsere Fragen er auch immer gewusst hatte, sie waren mit ihm gestorben – ebenso wie ein guter Mann, der sein Leben dem Schutz anderer gewidmet hatte.

Ich sah bei Edarn die selbe Betroffenheit, die auch ich verspürte. Daerren hatte uns ohne zu zögern geholfen. Doch als er selbst Hilfe benötigte, waren wir nicht da gewesen.

Die Mutmaßungen der Breeländer, der Tagelöhner könnte ein Südländer gewesen sein, mochten genauso richtig wie auch falsch sein. Sie hatten weniger Kenntnisse von den Ländern um sie herum. Die vielen Kämpfe Gondors im Süden waren im besten Fall Geschichten, die Fremde auf ihrer Reise durch den Ort mit sich brachten.
Die hiesigen Räuber schienen mit den an anderen Orten nicht zu vergleichen zu sein. Soviel hatte ich schon bei Daerrens Ausführungen vermutet.

Ich war mir jedoch nicht sicher, woher der Mann gekommen sein mochte. Nichts an ihm oder den Sachen, der er bei sich geführt hatte, gab einen Hinweis auf seine Herkunft. Und auch Edarn schüttelte nur ratlos den Kopf.

Als die Männer die beiden Toten wegbrachten, erwartete uns eine weitere schlimme Neuigkeit, die wir aus den Gesprächen erhielten.
„Der arme Daerren…“ „Seine Familie muss es erfahren…“ „Er hatte Familie?“ „Einen Jungen, oder waren es zwei?“ „Hm, sie wohnen doch in der Nähe des Armenviertels, oder?“ „Im Armenviertel, da neben dem alten Joe…“ „Ist seine Frau nicht vor einger Zeit gestorben?“
Daerren hatte niemals über sich gesprochen, nur über den Auftrag, wenn wir zusammen waren. Und so war es ein Schock zu erfahren, dass er eine Familie hinterließ.

Ich sah Edarns Blick den Männern mit den beiden Toten folgen. Wahrscheinlich dachte auch er an seine eigene Familie und die Möglichkeit, dass sie eines Tages die Nachricht seines Todes überbracht kriegen mochten. Ohne Worte waren wir uns einig. Daerren hatte den Dienst für uns mit seinem Leben bezahlt. Das Mindeste, was wir tun konnten, war, nach seiner Familie zu sehen.

Es wurde bereits Abend, als wir uns nach dem langen Tag vom Hauptmann der Wache verabschiedeten, die Toten in seinem Gewahrsam zurücklassend.
Bisher waren wir noch nicht im Armenviertel von Bree gewesen. Ich kannte so etwas aus meiner Jugend, doch Falkenruh selbst war eine zu kleine und verschworene Gemeinschaft, um etwas Entsprechendes entstehen zu lassen.

In der Dämmerung wirkten die engen Gassen und notdürftigen Unterstände noch bedrückender. Und es war sicher keine Einbildung, dass uns Tom, einer der Männer der Wache, ohne größere Verzögerungen durch das Gewirr lotste, wobei er nicht der einzige war, der sich immer wieder umschaute.
Daerrens Tod hatte auch sie erschüttert. Er war für seine Arbeit respektiert worden, auch wenn sonst auch bei der Wache wenig über ihn bekannt gewesen war.
Ich schalt mich für meine Torheit, dass ich nicht einmal daran gedacht hatte, dass eventuell eine Familie auf ihn warten mochte, und ich wünschte, Tirvaedan wäre in der Nähe, doch seine letzte Nachricht hatte besagt, dass er länger nicht erreichbar sein mochte. Hatte er es gewusst? War er sich deshalb nicht sicher gewesen, ob Daerren uns helfen würde?

Als wir schließlich die kleine Gasse erreichten, wo Daerrens Familie wohnen sollte, lag diese im Dunkeln. Auf unser Klopfen regte sich nichts in dem heruntergekommenen Haus.
Einer der Nachbarn allerdings, durch unser Klopfen aufmerksam geworden, erzählte uns schließlich, dass er die Schwester von Daerrens verstorbener Frau seit einem Tag nicht mehr gesehen habe. Und sein Junge wohl noch unterwegs sei, arbeiten.

Ich weiß nicht mehr, was ich nach seiner Erzählung dachte, was uns erwartete. Doch war es sicher nicht der hagere Junge, der müde in zu großen Sachen kurz darauf die Gasse hochkam…

Daerrens Sohn, Daronart – oder Daro, wie er gerufen wurde – wirkte älter als seine 8 Sommer. Seine Mutter und sein jüngerer Bruder waren vor zwei Jahren im Winter gestorben. Seitdem wohnten sie bei der Tante in Bree, da Daerren oft von seiner Arbeit über Nacht aufgehalten wurde. Daro erzählte uns, dass seine Tante ihr Einkommen mit Nähereien aufbesserte, ebenso, wie er selbst ein wenig in einer der Schmieden half.

Da es ungewöhnlich war, dass sie über Nacht wegblieb und wir uns vergewissern wollten, dass alles in Ordnung war und um mit ihr über Daerrens Tod zu sprechen, machten wir uns mit dem Jungen auf die Suche.
Ihn mitzunehmen gefiel uns nicht, doch wollte niemand ihn alleine zu Hause oder bei dem redseligen Nachbarn lassen – zumal nicht nur mich der Eindruck beschlich, dass der Junge uns sowieso gefolgt wäre. Wir hatten ihm die Nachricht vom Todes seines Vaters noch nicht überbracht, doch glaubte ich, dass er bereits gespürt hatte, dass etwas nicht stimmte.

Daro führte uns zu einer Reihe von Kunden, bei denen seine Tante häufiger Aufträge angenommen hatte. Es mag purer Zufall gewesen sein, dass wir an der erblühenden Hecke in dem Hinterhof Halt machten. Zumindest erinnere ich mich nicht mehr an eine bewusste Entscheidung. Der Tag und die hereinbrechende Nacht waren jedoch lang gewesen und wir alle hundemüde.
Stattdessen sind mir Toms erstaunter Ausruf und sein vergeblicher Versuch, den Jungen von dem fernzuhalten, was er dort zwischen den Ranken der Hecke entdeckt hatte, deutlich im Gedächtnis geblieben.

Daros Tante war vor ihrer Zeit gealtert. Sorgen hatten tiefe Linien in ihrem Gesicht hinterlassen. Doch waren keine Anzeichen von Gewalt zu erkennen, die zu ihrem Tode geführt haben könnte.
Das sorgsam geflickte Kleid wies keine Beschädigungen auf, außer von ihrem Sturz und den Dornenranken. Das Paket mit der Ware und selbst ihr Beutelchen mit ein paar Münzen waren noch da.Sie hätte einfach schlafen können, wie sie da so lag…

—–

Während Tom sich um die Benachrichtigung seiner Kollegen kümmerte, kehrten Edarn und ich mit dem Jungen ins Gasthaus zurück, wo wir uns für die Dauer unseres Aufenthaltes in Bree eingemietet hatten.
Ich hoffe, dass die Tage, an denen ich jemandem den Tod eines nahen Angehörigen erklären muss, seltene Anlässe bleiben.
Diesen Abend im Tänzelnden Pony werde ich zumindest lange nicht vergessen.
Das ernste Gesicht des Jungen, das kaum preisgab, wie sehr ihn die Neuigkeit über seinen Vater getroffen hatte. Die leise Frage, was nun geschehen würde, auf die es keine einfache Antwort gab…

Es dauerte lange, bis der Junge in dieser Nacht etwas Ruhe gefunden hatte… und noch länger, ehe Edarn und ich daran denken konnten…

—–

Der Rest ist schnell erzählt…
Die Wache untersuchte den Tod der Tante, fand jedoch auch weiter keine Hinweise darauf, dass ihr ein Leid angetan wurde.  Nachbarn und auch Daro berichteten, dass es ihr bei Aufregung schnell schlecht erging und so blieb das Ergebnis, dass ihr schwaches Herz sie wohl im Stich gelassen hat – ein grausamer Zufall, der dies genau in dieser Zeit hatte passieren lassen…
Auch zu Daerrens Tod fanden sich keine weiteren Spuren, die Zweifel an dem bereits Bekannten übrig ließen. Der andere Tote war mal hier und mal dort gesehen worden, doch niemals negativ aufgefallen.

Und was Daro anging… nun, Daerren war in meinem Dienst gestorben. Er hatte keine weiteren Angehörigen im Breeland, die Daro hätten aufnehmen können. So nahm ich ihn mit in den Norden.

Bis auf zwei Unterbrechungen blieb diese Reise ereignislos…
Die erste verursachte Daro selbst.
Sein Vater war, wie schon seine Mutter und sein kleiner Bruder vor ihm, auf einem versteckt liegenden Waldfriedhof in kleinem Kreise beigesetzt worden. Und auch seine Tante ruhte dort nun.
Als wir auf dem Weg gen Norden in der Nähe vorbeiritten, rutschte der Junge vor mir aus dem Sattel und flitzte zum Friedhof.

Als wir ihm nachkamen, hatte er sich bereits von seiner Familie in aller Stille verabschiedet.
Das kleine Holzschiffchen, das einzige, was Daro aus seinem kargen Zuhause hatte mitnehmen wollen, thronte nun auf der Grabstätte seiner Familie.
Ein stolzer Dreimaster, den sein Vater für seinen kleinen Bruder geschnitzt hatte, als dieser krankgeworden war. Ein Schiff, wie ich es aus den Häfen des Südens kannte. Ein weiteres stummes Zeugnis über einen Mann, der zu seinen Lebzeiten weit herumgekommen sein musste.
Wir verweilten einen Moment dort in Gedenken, bevor wir wieder  aufbrachen, Daro, der nie reiten gelernt hatte, erneut vor mir im Sattel.

Die zweite Unterbrechung war ein Stein, den sich mein Pferd eingetreten hatte. Bei einem Gehöft, dessen Bewohner Tirvaedan nach Waldläufern nicht ganz so misstrauisch wie andere gegenüberstanden, erwarb ich ein Pferd, um mit dem Jungen weiterzureiten, während Edarn dort blieb, um auf Tirvaedan zu warten, zumindest eine Nachricht zu hinterlassen und nach dem Pferd zu sehen.
Es war nicht mehr weit nach Schragen, so dass wir es wagten, uns aufzuteilen.

Daro und ich statteten Mincham einen Besuch ab, doch hatte auch er nichts Neues zu berichten. Als wir weiterritten, meinte Daro, dass früher, als sie noch nicht in Bree gelebt hatten, oft Leute wie Mincham, seinen Vater besucht hatten. In aller Heimlichkeit, da sie in ihrem Dorf nicht wohl angesehen gewesen waren. Es bestärkte mich in meinen Vermutungen über Daerren, doch sollte es viel länger als erwartet dauern, bis ich mehr über ihn erfahren konnte.

Als Daro, Edarn, der wieder zu uns aufgeschlossen hatte, und ich schließlich Falkenruh erreichten, warteten Edarns Sohn Hadden und Jovan bereits sehnsüchtig auf uns.

Meine vorübergehende Sorge, wie meine Familie reagieren würde, wenn ich ihnen unvermutet ein neues Familienmitglied präsentierte, erwies sich als unbegründet, als die beiden Jungen vom ersten Moment an wie Brüder miteinander umgingen und auch Lothanhael Daro ohne zu zögern in unsere Familie aufnahm…

Nichts deutete auf das hin, was einmal kommen würde…

Falkenruh_export

aus den Ländern von Mittelerde und darüber hinaus